Wer hat nicht schon viel gehört von Kroatien und seinen Inseln als Urlaubsziel? Also ich jedenfalls hatte in den letzten Jahren immer wieder Freunde und Bekannte, die in Kroatien oder auf eine der bekannten Inseln Rab, Cres oder Krk unterwegs waren und begeistert wieder nach Hause kamen. Meine Neugierde ist in dieser Zeit mehr und mehr gewachsen. Umso größer war dann auch meine Freude als klar war, dass uns der diesjährige Tauchurlaub mit den Freunden aus dem Tauchclub auf die Insel Krk führen sollte. Mitte Juli 2014 flogen wir also zu zehnt von Stuttgart aus nach Rijeka.
Der Flughafen Rijeka liegt schon auf der Insel Krk, sodass wir die große Brücke, die das Festland mit der Insel verbindet, gar nicht gesehen haben. Schade, da hatte ich nämlich vorher drauf gehofft. Nach einem Blick auf die Karte war für mich nämlich klar, dass wir da drüber müssen, weil Rijeka auf dem Festland liegt. Das mit dem Flughafen und der zugehörigen Stadt ist in diesem Fall fast so sinnig, wie der Flughafen Hahn/Hunsrück und der Stadt Frankfurt/Main. Gehört zwar dem Namen nach zusammen, aber das sagt über die räumliche Nähe zwischen beiden nichts aus. Beim Landeanflug nach einem kurzen Flug von nur etwas mehr als einer Stunde war ich schon fasziniert. Unter mir viel dunkles Grün der Bäume, das tiefblaue Meer und helle, teils sandige Felsen – vielversprechend!
Am Flughafen (wirklich winizig klein) erwarten uns Philipp und Robert vom Dive Center Krk, die uns und unser Gepäck zur Tauchbasis und zur Unterkunft in Kornic bringen. Kornic ist ein kleiner Ort in einer schönen Bucht auf der südwestlichen Seite der Insel Krk. Die Tauchbasisi vom Dive Center Krk liegt direkt am Meer, unsere Unterkunft “Haus Izidor” in Kornic selber – ca. 15 Minuten zu Fuß den Berg hinauf. Hat den charmanten Vorteil, dass wir auf dem Weg entlang von vielen, vielen Feigen- und Olivenbäumen tolle Ausblicke auf die Bucht genießen können. Im “Haus Izidor” haben wir zwei Viererappartements (jeweils 2 Schlafzimmer mit eigenem Bad, ein großer Gemeinschaftsraum mit Küchenzeile, Esstisch und Couch sowie einem Balkon) und ein Doppelzimmer zur Verfügung. Alles, was wir brauchen, ist vorhanden. 10 Minuten zu Fuß sind es zum Supermarkt im Ort, dort kaufen wir Wasser und Snacks für den abendlichen gemütlichen Teil auf dem Balkon. Frühstück bekommen wir im Bistro & Restaurant “Dunat” neben der Tauchbasis am Meer (35 kroatische Kuna = 5 €), wo wir auch jeden Abend essen. Die Auswahl ist gut, der Service super, das Essen schmeckt uns immer gut – ich kann das Bistro Dunat wirklich empfehlen.
Aber jetzt zu unserem Hauptreisegrund: dem Tauchen.
Am Anreisetag haben wir eine Einzelausfahrt. Liegt daran, dass wir erst Nachmittags gegen 14:00 Uhr tauchen wollen und die anderen Touren entweder schon unterwegs oder anderweitig geplant sind. Unsere Ausfahrt startet am Dive Loft Krk in Vrbnik, der Basis von Robert, quasi die Schwesternbasis des Dive Centers. Vrbnik liegt auf der dem Festland zugewandten Inselseite, ca. 15 Minuten Fahrt von Kornic aus. In einem kleinen Tauchboot geht es vom idyllischen Hafen des Ortes aus hinaus auf’s Meer. Es schaukelt, aber dieses Mal werde ich nicht seekrank (nicht einmal in der ganzen Woche), der Wind weht mir um die Ohren, es schmeckt nach Salz und riecht nach Neopren – Urlaubsstimmung und Entspannung setzen ein! Ich gehe wegen einer Migräne an diesem Tag nicht mit tauchen, kann also über den ersten Spot nur wenig sagen.Vom Boot aus jedenfalls ist der Blick auf Krk auf der einen und das Festland auf der anderen Seite toll. Auf dem Rückweg in den Hafen genießen wir einen Postkarten-Panoramablick auf Vrbnik, das hoch oben auf einem Felsen über dem Meer zu thronen scheint. Herrlich!
In den nächsten fünf Tagen machen wir jeweils eine Tagesausfahrt von Kornic aus. Der Ablauf ist fast immer derselbe: um 9:00 Uhr treffen wir uns mit Philipp und den anderen Tauchern zum Briefing an der Basis, danach packen wir alle unsere Ausrüstung, die in Kisten in Spinde gesperrt vor Ort lagert, in den Bus. Dieser fährt uns Flaschen und Ausrüstung zur Mole, von dort aus tragen wir alles auf’s Boot und nach dem Zusammenbau der Ausrüstung und dem Bootsbriefing geht es los. Meist fahren wir zwischen 40 und 75 Minuten bis zum ersten Spot. Vom Wasser aus wirkt die Küste noch beeindruckender, steil und felsig, Olivenbäume stehen oben auf den Steilhängen, immer wieder gibt es kleine Buchten und Höhlen. Vermutlich sind einige davon nur mit dem Boot erreichbar.
An den Plätzen wird dann nacheinander in zwei Gruppen getaucht (meist sind nämlich ca. 20 Personen auf dem Boot und das Deck ist recht eng). Wir sind als geschlossene Gruppe mit 9 Tauchern immer als zweites dran. Sobald wir aus dem Wasser kommen, gibt es MIttagessen, frisch auf dem Boot zubereitet. Der Kapitän und sein erster Offizier bringen uns also nicht nur sicher überall hin und wieder zurück in die Bucht, sondern verköstigen uns auch noch ziemlich gut. Für umgerechnet ca. 10 € gibt es täglich ein fleisch- bzw. fischhaltiges Gericht und eine vegetarische Version, meist bestehend aus Zucchini, Aubergine und Paprika mit einem Salat als Beilage – sehr lecker. Nach dem Essen fahren wir weiter zu Spot 2 des Tages, nach diesem Tauchgang geht es dann zurück in die Bucht. Meistens ist es dann ca. 17:00 Uhr und wir sind müde, aber glücklich. Noch schnell das Boot entladen und die Ausrüstung wieder in der Basis verstauen bzw. waschen und aufhängen und dann sitzen wir schon im Bistro. Eine schöne, gemütliche Routine ergibt sich dadurch, ich fühle mich so komplett aus dem Alltag gezogen, aber in einer sehr angenehmen Art und Weise. Nach dem ersten Tag bleibt mein Smartphone den ganzen Urlaub lang aus. Habt ihr das mal ausprobiert? Ich habe schon im letzten Jahr auf der Woche Tauchsafari, bei der ich es nicht einmal dabei hatte, festgestellt, dass es unheimlich gut tut und befreiend ist.
Wir tauchen vor den Inseln Plavnik, Cres und Prvic, z.B. an den Spots “Love Cave”, “Geierfels”, “Mafia Bay” und “Prvic Tunnel”. Fast überall gibt es Steilwände. Die felsige Küste, die wir über Wasser bewundern, setzt sich unter Wasser fort. An manchen Stellen geht es unter uns noch mal 30-40 Meter tiefer, ist schon ein komisches Gefühl. Die Tiefe zieht, ich muss aufpassen nicht immer tiefer zu kommen. Es erwarten uns auch schön bewachsene Plateaus voller Seegras und großer Steine, unter denen viele Oktopoden sitzen. Um uns herum sind immer wieder Schwärme von Mönchsfischen, kleine Barben und Brassen und wir begegnen auch kleinen Barschen und Grundeln. Fast überall gibt es Seesterne, Seegurken und Seeigel. Auch den ein oder anderen Tunnel sowie Höhlen haben wir an den Plätzen. Die Sicht liegt meist zwischen 15 und 20 Metern, es sind viele Schwebeteilchen unterwegs und es herrscht kaum Strömung. Nur am letzten Tag fegt es uns am “Prvic Tunnel” ziemlich weg, wir müssen aufpassen nicht zu weit vom Boot weggetrieben zu werden.
Die “Lina”
Mein absolute Highlight des Urlaubs ist die Fahrt zum Wrack der “Lina”, die auf der nordöstlichen Seite der Insel Cres im Januar 1912 in einer Bucht gesunken ist. Der 80 Meter lange Frachter steht aufrecht auf Grund, der Bug beginnt in einer Tiefe von ca. 27 Metern, das Heck steckt bei 55 Metern im schlammigen Grund. Dreieinhalb Stunden dauert die Fahrt mit dem Boot dorthin, die sind es aber wert. Wir machen an einer Boje in der Bucht fest. An dieser Boje führt eine Leine direkt zum Bug der Lina hinab. Anfangs sehe ich nur blau um mich herum. Naja und das bewachsene Seil und viel Fische, wie an allen Tauchplätzen bisher. Irgendwann taucht unter uns der Bug auf – es ist atemberaubend! Ich fühle mich ganz klein als ich das riesige Schiff unter mir immer deutlicher sehe. Eigentlich sehe ich nur das vordere Drittel, nicht mal die Hälfte, ich kann nur erahnen, wie groß sie tatsächlich ist. Wir tauchen über das Deck bis hin zum ersten Mast, der nach mehr als 100 Jahren wunderschön bewachsen ist. Unter uns liegt die Lina offen, ich sehe Laderäume, Querbalken, andere Taucher. Am Mast drehen wir um und tauchen in Richtung Bucht weiter. Ein paar Meter nachdem das Wrack nicht mehr unter uns ist, zeigt uns der Guide an, wir sollen uns umdrehen und noch einmal nach ihr schauen. Der Bug liegt schräg vor und unter uns, ein dunkler Schatten, es sieht toll aus. Am beeindruckensten ist es wohl, man taucht die Lina aus der Bucht heraus auf Grund an, lasse ich mir sagen. Dann soll sie ganz dunkel auf einmal vor einem stehen, man fühle sich wie vor einem Hochhaus. Das machen wir dann beim nächsten Mal! Wir tauchen in die Bucht hinein aus, nehmen dort noch zwei Höhlen auf drei Meter Tiefe mit und schwimmen anschließend hinaus ins Blauwasser zu unserem Boot. Das habe ich bisher so fast noch nie gemacht. Es ist spannend, denn irgendwann sehe ich weder die Bucht hinter mir noch das Boot vor mir. Nur blau um uns herum.
Am letzten Tag wird nicht getaucht. Es ist heiß, fast 35° C und sonnig. Mein Freund und ich mieten uns einen Roller und erkunden die Gegend rund um die Bucht. Punat ist ein richtiger touristischer Ort mit einer langen Promenade voller Ausflugsboote, kleinen Kiosken, Cafés und Restaurants. Von dort aus fahren wir weiter ins Hinterland in Richtung Stara Baska. Die Landschaft ist atemberaubend schön. Felsig, grün bewachsen, wir genießen tolle Blicke auf die Bucht.
Wie schnell eine Woche doch vorbei geht… Nach dieser kurzen Zeit möchte ich auf jeden Fall noch einmal nach Kroatien. Die Landschaft hat mich unheimlich beeindruckt. Die Leute vor Ort sind unheimlich freundlich, das Essen war sehr gut und auch für mich gab es genug Auswahl, und es gibt noch so viel zu sehen! Kroatien, ich komme wieder!!
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