Tauchbasis am Playa Kalki auf Curaçao © Markus Backes

Tauchen & Angst – Wie ich mich wieder unter Wasser wagte

Tauchen – für mich lange Faszination und Angstthema zur gleichen Zeit. Nach zwei Jahren und ca. 40 Tauchgängen hatte ich das Thema für mich erst einmal abgehakt. Für fast drei Jahre. Und dann kam Curaçao im April 2017 und meine liebe Freundin Lena (schaut unbedingt auf ihrem Blog vorbei), die dort als Tauchlehrerin arbeitet.

Meine Tauchgeschichte kurz vorweg: 2012 haben mein Herzmann und ich gemeinsam auf Fuerteventura ein Schnuppertauchen gemacht, danach zurück im Saarland unseren Open Water Diver. So richtig 100% wohl gefühlt habe ich mich dabei selten, um ehrlich zu sein. Aber hey – ich bin ein Lebewesen, das Luft atmen muss und für das unter Wasser sein eigentlich ziemlich lebensbedrohlich ist. Warum also sollte mein Hirn der Meinung sein, dass das jetzt eine ganz tolle Sache ist? Also lautete die Devise: Augen zu und weitermachen, ich gewöhne mich bestimmt eines Tages daran.

Es ist aber auch nicht so, dass das Tauchen mir keinen Spaß gemacht hat. Im Gegenteil: Die bunte Welt da unten, Fische und Lebewesen, die ich noch nie zuvor gesehen habe, neue Freunde im Tauchverein finden und vor allem die absolute Ruhe durch das Abtauchen in eine komplett andere Welt waren und sind wunderbar.

Cora unter Wasser vor Curaçao © Markus Backes
Foto: Markus Backes

Was also ist passiert?

Nun ja, vermutlich habe mir zu schnell zu viel auf einmal zugemutet. So erscheint es mir jetzt in der Rückschau. 2013 ging es für uns schon auf Safari im Roten Meer. Mit dem Ergebnis, dass ich locker vier Tage lang leicht seekrank war. Das Tauchen war schön, keine Frage, aber es gibt schon einen Grund, warum für Safaris meist 30 bis 40 Tauchgänge im Logbuch Pflicht sind… Die Tauchgänge waren zwar nicht sehr fordernd, aber im Nachhinein betrachtet für einen ängstlichen Anfänger nicht ideal. 2014 waren wir auf Krk, den Beitrag dazu gibt es hier. Der Wechsel von den Außentemperaturen von über 30 Grad zu den kalten Wassertemperaturen verlangte mir einiges ab, die Dunkelheit und die Steilwände taten ihr übriges.

Aus irgendeinem Grund war ich damals der Meinung, bisher nur “leichte” Tauchgänge gemacht zu haben. Und schon diesen hatte ich mich teilweise kaum gewachsen gefühlt. Also traf ich nach dem Urlaub in Kroatien eine Entscheidung und beschloss, meine Taucherkarriere an diesem Punkt zu beenden. Schweren Herzens, denn dieser Sport bedeutet meinem Herzmann bis heute viel und auch mir hatte es, wie gesagt, eigentlich mal Spaß gemacht. Bei dieser Entscheidung blieb es.

Wiedereinstieg auf Curaçao 2017

Ende März 2017 ging es für uns auf die karibische Insel Curaçao, auf der unsere Freundin Lena derzeit als Tauchlehrerin arbeitet. Für den Herzmann hatten wir das komplette Tauchgepäck dabei, für mich nur Maske, Schnorchel und Flossen. Lena erzählte mir vom Tauchen auf Curaçao: Gute Sicht, 27 Grad warmes Wasser und so gut wie keine Strömung. Sie bot mir an, mit mir einen Refresher zu machen, ganz ohne Stress und Erwartungen. Schließlich, und damit hatte sie Recht, hatte ich Spaß am Tauchen gehabt. Nach ein paar Tagen und einigen Schnorcheltrips mit tollen Sichtungen hatte ich mich schließlich entschieden: Wenn nicht jetzt und hier, wann dann?!

Schildkröte beim Schnorcheln am Playa Grandi auf Curaçao © Markus Backes
Foto: Markus Backes

Und so fand ich mich eines Nachmittags bei Lena und Go West Diving am Playa Kalki ein, aufgeregt und nervös wie vor dem ersten Tauchgang. Dank Lenas ruhiger Art und ihrer Erfahrung mit ängstlichen Tauchern verflog die erste Nervosität bald, ein ungutes Gefühl blieb aber irgendwo tief in mir. Wir besprachen ein wenig die grobe Theorie, die ich vor knapp 5 Jahren gelernt hatte. Dann ging es los: Rein in den Neopren und das Jacket mit Flasche und auf an den Steg. Von hier aus ins Wasser. Ich war so unglaublich nervös, nahm mir aber mit Lena erst einmal alle Zeit der Welt und legte den Kopf ins Wasser. Atmete das erste Mal seit fast drei Jahren wieder durch einen Atemregler unter Wasser.

Refresher im Wunderland

Irgendwann war das dann ok für mich und wir tauchten ab. Direkt vor dem Steg setzten wir uns im Sand auf die Knie und gingen die Grundübungen des Tauchens durch. Erstaunlicherweise klappten diese Übungen relativ gut, ich war ruhiger als erwartet. So weit so gut.

Lena und ich machten uns also langsam auf den Weg, hinab zu “Alice in Wonderland”, so der klingende Name des Hausriffs am Playa Kalki. Für die vielen bunten Fische und alles um mich herum hatte ich kaum einen Blick, auch wenn Lena immer wieder auf alles mögliche zeigte. Zu sehr saß mir das ungute Gefühl im Nacken. Händchen haltend dümpelten wir auf 6 Metern – ich sag Dir, das hilft. Händchen halten unter Wasser gibt Deinem Körper, Deinem Hirn das Gefühl “Ah, da ist noch ein anderer Mensch bei mir. Und der kann scheinbar unter Wasser klar kommen. Also können wir das auch.” Lena war unglaublich geduldig mit mir, reagierte absolut sensibel auf meine Handzeichen und tauchte mit mir nach knapp 20 Minuten wieder am Steg auf.

Und, wie war’s?

Naja, so richtig weiß ich das bis heute nicht. Es war nicht gut, es war nicht schlecht, ich bin nicht euphorisch aus dem Meer gestiegen, aber auch nicht absolut ängstlich oder in irgendeiner Weise negativ gestimmt.

Ein paar Tage später hatten sich die ersten Eindrücke gesetzt. Und da wusste ich: Ich will noch mal unter Wasser und tauchen! Zusammen mit dem Herzmann ging es also zum Playa Grandi bzw. dem Tauchplatz “Playa Piscadó”. Hier hatten wir schon Schildkröten und große Fischschwärme gesehen und das nur beim Schnorchel. Es reizte mich einfach, das auch unter Wasser zu sehen.

Bucht von Playa Grandi, Curaçao © Markus Backes
Die Bucht von Playa Grandi. Foto: Markus Backes

Nicht mehr tauchen? Weit gefehlt…

Und was soll ich sagen? Es war wunderbar! Mehr als 40 Minuten habe ich es unter Wasser “ausgehalten”. Ausgehalten, weil es mir beim Refresher schwer fiel, so lange unter Wasser zu bleiben und durch den Atemregler zu atmen. An dem Tag bin ich mit einem Lächeln wieder aufgetaucht. Wir haben riesige Fischschwärme gesehen, waren sogar mitten in einem drin! Einzigartig! Schildkröten! Bunte Fische aller Größe und Art, Schnecken und so vieles mehr. Und alles hatte so gut geklappt. Ich war happy!

Fischschwarm beim Tauchen am PlayaPiscadó vor Curaçao © Markus Backes
Foto: Markus Backes
Anemonen, Alice in Wonderland, Curaçao © Markus Backes
Foto: Markus Backes
Cora glücklich beim Tauchen im karibischen Meer © Markus Backes
Sogar Quatsch machen unter Wasser kann ich wieder 🙂 Foto: Markus Backes

Daraufhin gab es für mich und den Herzmann noch drei weitere Tauchgänge auf Curaçao, bei denen ich mich immer wohl gefühlt habe. Unter anderem auch deswegen, weil ich nur so tief und so lang gegangen bin, wie ich mir wirklich sicher war. Meinem Herzmann und Buddy angezeigt habe, wenn es mir unwohl war. Weil ich mir selber keinen Stress gemacht habe.

Schnecke in Alice in Wonderland, Curaçao © Markus Backes
Schon mal türkisfarbene Schnecken gesehen? Foto: Markus Backes

Und genauso werde ich es weiterhin machen, das habe ich in diesen Tagen auf Curaçao von Lena und beim Tauchen gelernt. Mir keinen Stress machen (lassen). Nur die Tauchgänge machen, die ich mir selber zutraue und auf die ich Lust habe. Das heißt für mich auch: Nicht in kalten Seen tauchen. Und zur Not: Einen Tauchgang einfach mal sein lassen, wenn er mich überfordert.

Und dann: Werden wir sehen, ob und welche Tauchabenteuer mich zukünftig erwarten!

Danke Lena!

3 Kommentare zu “Tauchen & Angst – Wie ich mich wieder unter Wasser wagte

  1. Pingback: Curaçao - karibische Impressionen | Green Shaped Heart

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