Titelfoto: © Dr. Sebastian Schmidt, Land Water Adventures
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Packrafting… – was für ein Ding? Noch nie gehört? Ja, genau so ging es mir auch, als im Frühjahr ein Facebook-Post von Land Water Adventures in meinem Feed auftauchte. Ein Foto von kleinen bunten Booten auf der fast spiegelglatten Nahe weckte meine Aufmerksamkeit. Nach einigem Stöbern auf der Website, die übrigens voller toller Bilder und Videos ist, war klar: Das muss ich ausprobieren! Beim Packrafting geht es nämlich um die Kombination aus Wandern und Paddeln, das Ganze mit handlichen, leichten Rucksackbooten. Klingt spannend? Fand ich auch und schrieb eine Mail.
Der erste Kontakt mit Sebastian, dem Gründer und Inhaber von Land Water Adventures, war durchweg positiv. Da ja bei Unternehmungen, die man für eine Gruppe plant, eigentlich nie so richtig alles nach Plan läuft, hat es vom ersten Kontakt an bis zur eigentlichen Tour etwas länger gedauert . Sebastian hat in dieser Zeit mein “Leiden” als Organisatorin und unser Terminchaos mit einer Gelassenheit hingenommen, die mich wirklich beeindruckt hat. Dieser erste Eindruck hat sich dann auch beim persönlichen Kennenlernen Ende Juli gefestigt. Um es kurz zu machen: recht spontan haben wir dann doch endlich einen Termin für’s Packrafting für mich und den Mann an meiner Seite gefunden. Juhu! 🙂 An dieser Stelle ein “Danke” an Sebastian für die Geduld und die Ruhe bei der Orga!
An einem Donnerstag Ende Juli ist es dann endlich soweit. Das Abenteuer Packrafting beginnt an einem Campingplatz an der Nahe in Bad Münster am Stein Ebernburg. Hier treffen wir zum ersten Mal auf Sebastian und auf die andere Gruppe, die uns beide netterweise an diesem Tag mitnimmt. Danke an euch noch einmal an dieser Stelle.
Das Kennenlernen und Vorbereitungen zum ersten Mal Packrafting
Nach dem ersten Kennenlernen aller Teilnehmer, insgesamt sind wir zu neunt, geht es ran an die Packrafts. Sebastian erklärt uns allerhand Wissenswertes zu den Booten, wie er selber dazu kam und was das Besondere dabei ist. Kurzum: die Boote sind so klein und leicht, dass sie locker an einem Wander- oder Trekkingsrucksack befestigt werden und so transportiert werden können. Aufgepumpt bieten sie dann Platz für eine bzw. mehrere Personen samt Gepäck. Zunächst lernen wir mal, wie man die Boote aufpumpt. Nein, nicht mit einer Luftpumpe. Sondern mit einem Luftsack. Witzige Angelegenheit, die aber irre praktisch ist. Denn wer möchte schon gerne immer eine Luftpumpe mit sich herum tragen.
Wir testen anschließend die verschiedenen Bootstypen (Einer oder Zweier) zunächst an Land. Markus (der Mann an meiner Seite) und ich haben uns vorab schon für je ein Einerboot entschieden. Dann verteilt Sebastian die restliche Ausrüstung (Paddel, Schwimmwesten etc.) und das muntere Packen beginnt.
Als alle Teilnehmer ihre Ausrüstung verstaut haben, gibt es ein Gruppenfoto und dann geht es los. Hach, was freue ich mich! Das Wetter ist uns wohlgesonnen, es ist nicht zu kalt, nicht zu warm. Aber wie war das noch gleich: “Ich habe eine Erfahrung gemacht: das Wetter ist immer da”, sagte Sebastian an diesem Morgen.
Es geht los: Wandernd zum Einstieg
Wir wandern erst einmal knapp eine Stunde am Lauf der Nahe entlang, den Fluss hinauf, also gegen die Strömungsrichtung. Unterwegs schauen wir uns einige Passagen mit leichten Stromschnellen an, Sebastian erklärt uns, wie wir diese Stellen dann später am besten fahren und worauf zu achten ist. Die Landschaft entlang der Nahe ist wirklich wunderschön. Die hohen Felswände entlang des Flusses bilden ein tolles Panorama, das ich von früheren Zugfahrten schon kenne. Ich bin gespannt, wie es vom Wasser aussieht.
Wir erreichen den Einstiegspunkt. Hier heißt es jetzt erst einmal: das Gelernte in die Tat umsetzen. Also die Boote aufpumpen, die Rucksäcke in wasserdichten Packsäcken verstauen und auf dem Boot fest verzurren. Dann geht es los, ab ins Wasser. Sebastian macht den Einstieg einmal vor, im Team helfen wir uns gegenseitig, die Boote ins Wasser und uns dann in das Boot zu bekommen. Klappt schon mal gut.
Ab auf das Wasser
Der erste Paddelschlag überrascht mich, das kleine Packraft reagiert prompt. So kenne ich das von meinen paar Mal Kanu- oder Ruderboote fahren nicht. Die Nahe hat an dieser Stelle eine Art ruhigen Seitenarm, so dass wir hier zuerst einmal in aller Ruhe ausprobieren können, wie die Boote reagieren, wie wir damit umgehen.
Unser Guide Sebastian zeigt uns nach und nach verschiedene Techniken und Übungen beim Packrafting, wie zum Beispiel das Queren eines Flusses oder das Ein- und Ausschlingen in Kehrwasser. Als das bei allen Teilnehmern klappt, geht es los, in Packrafts die Nahe hinab.
Ich sitze schön fest in meinem gelben Boot, das Doppelpaddel in beiden Händen und bin gespannt wie ein Flitzebogen auf die erste Stromschnelle. Im Boot befindet sich ein ebenfalls aufblasbares Kissen mit kleiner Rückenlehne, ich sitze recht bequem darauf. Auf dem Spritzschutz, den man trägt wie ein Minikleidchen 😉 und dann am Boot befestigt, sammelt sich nach meinen ersten Schlägen das Wasser. Wie gut, dass der Rucksack mit meinen trockenen Klamotten drin gut verstaut im wasserdichten Packsack ist.
Und dann kommt sie: die erste Stromschnelle. Wir haben sie vorher von einer Brücke aus betrachtet, da sah sie doch gleich viel kleiner aus. Na egal, Augen zu und durch. Oder besser die Augen lieber offen lassen. Denn sehen, wie man in die Stromschnelle hinein fährt, sollte man schon, um den geeigneten Punkt zu erwischen. Mein Packraft schaukelt uns durch die kleinen Wellen, das Wasser spritzt über den Bug auf meine Spritzdecke und mir schießt ein Grinsen über das Gesicht. Nach der Stromschnelle gibt es ein Kehrwasser, also eine Stelle, an der man im Boot auf dem Fluss stehen bleiben kann, weil hier das Wasser in die andere Richtung fließt. Wir sammeln uns dort.
Packrafting durch die Stromschnellen
Die nächste Lektion heißt “Mit dem Wasser spielen”. Sebastian macht uns vor, wie wir in die Stromschnelle hinein paddeln können, uns mitreißen lassen und dann fast schon driftend wieder im Kehrwasser am Ufer ankommen. Spätestens jetzt packt mich die absolute Begeisterung! Es macht unheimlich viel Spaß, immer wieder in die Stromschnelle hinein zu fahren, die Kraft des Wasser zu spüren, in dem leichten, wendigen Boot in und mit der Strömung zu spielen. Yeah, Packrafting Baby!
So geht es weiter, die Nahe hinab. Wir spielen mit den Stromschnellen und genießen zwischendrin die ruhigen Passagen. Am Rotenfels vorbei lassen wir uns treiben. Die Sicht auf die beeindruckende Felswand ist unglaublich schön von hier unten. Um uns herum schwirren blaue Libellen und viele Vögel, es ist still hier bis auf das ein oder andere Auto, das auf der Straße oben am Ufer hin und wieder vorbei fährt. Die Packrafts treiben fast von alleine flussabwärts, ab und an müssen wir nur die Richtung leicht korrigieren. Entspannung pur ist auf dieser Panoramapassage angesagt. Wie ein Tag Urlaub fühlt es sich für mich an, einfach wunderbar!
Wir erreichen unseren Ausgangspunkt Bad Münster am Stein Ebernburg wieder. Bevor es aber durch das große Wehr vor dem Campingplatz geht, machen wir einen kleinen Abstecher auf die Alsenz, einen Nebenfluss der Nahe, der hier mündet. Heute geht es gerade ziemlich gut, sagt Sebastian. Die Alsenz ist ein gutes Stück schmaler als die Nahe. Es fühlt sich an als würden wir in den Urwald hinein paddeln. Eng stehen die Bäume und Sträucher am Ufer, wir navigieren uns durch die im Wasser liegenden Wurzeln und Steine. Die Strömung, der wir ja erst einmal entgegen paddeln, ist deutlich spürbar.
Nach ein paar Minuten kehren wir um, zurück auf die Nahe.
Vor dem großen Wehr auf Höhe des Campingplatzes sammeln wir uns. Sebastian erklärt uns noch einmal, wie wir das Wehr am besten fahren. Er fährt voraus, gibt uns ein Zeichen und zeigt dann jedem einzelnen Packrafter an, wo genau wir das Wehr am besten queren. Als schließlich alle Neun gut auf der anderen Seite angekommen sind, spielen wir auch hier noch einmal mit der etwas stärkeren Strömung. Mein kleine gelbes Packraft und ich zum Beispiel tanzen auf einer Welle, die uns “angesaugt” hat. Inzwischen bin ich bis auf den Hosenboden nass. Der Spritzschutz ist prima gegen Spritzer, aber Wellen, die dein Boot überspülen beim Spielen am Wehr, sind eben keine Spritzer. Oder so. 😉 Na egal, genau dafür sind wir ja hier. “Ein Hoch auf den Packsack auf dem Bug, der meine Wechselkleidung trocken hält”, denke ich. Und stürze mich noch einmal mit einem breiten Grinsen im Gesicht in die Wellen.
Eine Begegnung der besonderen Art
Nach dem Wehr folgt noch eine spritzigere Stromschnelle, die richtig viel Spaß macht, aber auch anstrengend ist. So richtig getroffen habe ich das Kehrwasser hier nicht, klasse war’s trotzdem. Inzwischen knurrt mein Magen, es ist schon früher Nachmittag. Also auf auf, die Mittagsrast ist schon in Sicht. Kurz bevor wir den Kieselstrand gegenüber von den Felsen Gans und Rheingrafenstein erreichen, steht auf einmal ein Reh am Ufer. Und schaut uns an. Es bleibt stehen, während wir staunend und still vorbei treiben. Wow, was für eine Begegnung!
Wir landen die Boote an und steigen aus. Beine vertreten nach mehreren Packrafting-Stunden tut echt gut! Mit Blick auf die beiden imposanten Felsen Gans und Rheingrafenstein mampfen wir unser Mittagessen, das aus mitgebrachten Broten, Obst und Müsliriegeln besteht. Und aus Sebastians Schoki. Super Guide! 😉
Abenteuer “Packrafts umtragen”
Dann geht es für uns zurück in die Boote und ein kurzes Stück weiter die Nahe hinab. Ein kurzes Stück? Ja, denn nach ein paar Metern steigen wir vor einem ganz flachen Flussstück wieder aus den Booten, nehmen sie auf die Schultern und tragen sie am Ufer entlang. Ein kleiner Pfad führt direkt am Wasser durch Gestrüpp, so richtig abenteuerlich. Auch hier zeigt sich wieder, wie handlich die Packrafts sind. Trotz ihrer Größe lassen sie sich auch mit befestigtem Rucksack gut tragen, zumindest kann ich das von den Einerbooten sagen.
Anschließend steigen wir wieder ein, befestigen jetzt auch wieder die Spritzschutzdecken und spielen auch hier wieder mit den Stromschnellen. So langsam macht sich die ungewohnte Anstrengung bemerkbar, meine Arme werden schwerer und müde. Das trübt den Spaß aber ganz und gar nicht, ich freue mich noch immer auf jede kleine Welle.
Dann geht es auf in den letzten Teil der Tour, der uns bis nach Bad Kreuznach führen wird. Spannende Stromschnellen wechseln sich wieder mit herrlichen Panoramastücken ab, wildere Passagen mit ruhigen Teilen.
Ein paar Reiher queren die Nahe immer wieder vor uns. Auch die blauen Libellen umschwirren uns noch immer. Die Sonne kommt noch raus und verwöhnt uns mit Wärme. Irgendwie bin ich schon froh, dass sie nicht den ganzen Tag so vom Himmel geknallt hat. Also: wir hatten perfektes Packrafting-Wetter, finde ich. Die Sonne krönt die Tour aber definitiv. Was für ein Abschluss unseres Flussteils unserer Tour!
Wandern zurück zum Ausgangspunkt
In Bad Kreuznach angekommen, steigen wir aus den Booten und tragen sie an Land. Auf einer großen Wiese packen wir alles wieder zusammen, sobald die Boote in der Sonne getrocknet sind, und packen die Rucksäcke wieder. Zu Fuß geht es an den beeindruckenden Salinen vorbei und durch den Kurpark wieder zurück nach Bad Münster am Stein.
Jetzt erst wird mir klar, dass wir zum Teil quasi direkt an der Ortsrandlage vorbei gepaddelt sind. Kam mir aber gar nicht so vor. Auf der Nahe hatte ich fast die ganze Tour hinweg das Gefühl, völlig in der Natur zu sein. Ein ganz anderer Blickwinkel, der sich vom Boot aus bietet.
Wir stapfen eine knappe Stunde mit den Rucksäcken und der Ausrüstung, fast alle sind geschafft vom langen Tag. Eigentlich war unser Plan, die Panoramatour zurück zu machen, was noch eine längere Wanderung am Schluss bedeutet hätte. Nein, das ist heute nicht mehr drin. Packrafting ist anstrengender als ich dachte. Wie mir geht es auch meinen Mitfahrern. Und so hat sich die Gruppe dann komplett dazu entschieden, den “normalen” Weg zurück zu nehmen.
Pizza zum Abschluss
Von unterwegs aus bestellt Sebastian unserer ganzen Truppe Pizza in Bad Münster am Stein. Für gewöhnlich gibt es einen Abschlussimbiss am Campingplatz, dieser kann aber heute leider nicht stattfinden. Daher gibt es ein Pizzabüffet. Wir stürzen uns auf Pizza und Getränke, genießen das abschließende Zusammensitzen und unser Gespräch über die Stunden, die hinter uns allen liegen.
Anschließend spazieren wir durch den einsetzenden Regen zurück zum Campingplatz. Dort sortiert Sebastian unsere Ausrüstungsteile wieder in die Kisten zurück, dann verabschieden wir uns und jeder tritt seinen Heimweg an. Ein wunderbarer, erlebnisreicher und anstrengender Tag geht seinem Ende zu.
Mein Fazit
Packrafting ist eine tolle Sache! Ich hätte nie gedacht, dass es mir so viel Spaß machen würde. Es schreit definitiv nach einer Wiederholung – oder besser noch ganz vielen. Die Kombination aus Wandern und Paddeln ist einfach perfekt, finde ich. Viel gelernt habe ich an diesem Tag auf jeden Fall auch noch. Übrigens habe ich jetzt im Nachgang sogar Fotos auf Instagram gesehen, auf denen Packrafter ihre Mountainbikes mit auf das Boot geschnallt haben. Klasse Sache!
Sebastian von Land Water Adventures hat diesen Tag zu einem wirklichen Erlebnistag gemacht. Mit seiner ruhigen und immer positiven Art hat er mir persönlich viel Sicherheit bei meinem ersten Packrafting-Abenteuer gegeben und es geschafft, die ganze, sehr heterogene Gruppe, unter einen Hut zu bringen. Die Organisation rund herum hat super geklappt, die Tour war prima vorbereitet und das Pizzabüffet am Schluss sehr gut.
Ein dickes Dankeschön für die Einführung in die Faszination Packrafting und diesen tollen Tag!!
Offenlegung: Bei dieser Tour, die unser zweiter geplanter Termin war (der erste musste leider storniert werden) wurde ich von Land Water Adventures unterstützt und habe nur den halben Preis für die Tour bezahlt. Dieser Artikel spiegelt dennoch meine persönliche Meinung wider, Land Water Adventures hatte keinen Einfluss auf den Artikel.
Hinweis: Teilweise verwende ich hier Fotos, die von Dr. Sebastian Schmidt von Land Water Adventures gemacht und allen Teilnehmern zur Verfügung gestellt wurden. Diese sind entsprechend gekennzeichnet.
Dieser Beitrag erschien zuerst im August 2016 auf meinem Vorgängerblog “Blick auf”.
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