Seit knapp zwei Jahren leben wir hier am Rande des jüngsten Nationalparks in Deutschland: Dem Nationalpark Hunsrück-Hochwald. Das Tolle daran: Wir haben hier einen Nationalpark vor der Haustür, in dem es schon vorher Wanderwege, wie die Traumschleifen und den Saar-Hunsrück-Steig, gab und immer noch gibt. Eine davon ist die Traumschleife Börfinker Ochsentour, die mir allein schon wegen der beeindruckenden Bilder aus dem Moor “Ochsenbruch” schon lange in der Nase steckte. “Bruch” bzw. “Brücher” sind übrigens im Hunsrücker Dialekt die Begriffe für Moor bzw. Moore.
Und so habe ich mich Anfang August an einem Freitagnachmittag endlich auf dem Weg zum Wanderparkplatz an der K49 zwischen Börfink und Thranenweier gemacht. Auf einer schmalen Straße fahre ich mitten durch den Nationalpark, schon hier beeindruckt mich die Landschaft links und rechts. Nach ein paar Kilometern parke auf dem kleinen, mit einem Wanderparkplatz-Schild versehenen Parkplatz in der Nähe des ehemaligen Bunkers Erwin.
Los geht’s am Holzportal – oder so ähnlich…
Direkt am Parkplatz steht das von den Traumschleifen schon bekannte Holzportal mit der Aufschrift “Börfinker Ochsentour”. Eigentlich wollte ich mir noch die GPS-Daten aus der Touren-App der Gastlandschaften Rheinland-Pfalz herunterladen. Ein kurzer Blick auf’s Smartphone verrät mir: Das klappt hier nicht. Kein Empfang. Gar kein Empfang. Auch gut, dann bin ich jetzt mal für einige Zeit vom mobilen Radar verschwunden, das kann ich gut gebrauchen und genießen.
Also stapfe ich los, wie gewohnt durch das Holzportal und tauche sofort in den Wald ein. Neben mir plätschert ein Bach den Hang hinunter, den ich gerade hinauf wandere. Ruhe umgibt mich. Die Sonne zaubert einen Lichtschimmer auf das Grün der Moose, die hier den Boden zwischen den Bäumen bedecken. Sofort kommt Entspannung in mir auf – es ist doch immer wieder verblüffend, wie gut der Wald mir tut.
Der Waldboden federt unter meinen Füßen. Es ist unheimlich schön, wieder einmal zu Fuß unterwegs zu sein und die Natur so hautnah zu fühlen. Immer wieder taucht der Bach auf, sein Plätschern begleitet mich.
Dann taucht das erste lilfarbene Kilometerschild auf. Es sagt “Kilometer 9”. Verdammt, laufe ich wohl doch falsch herum. Na egal, zum Glück sind die Traumschleifen, und so auch die Börfinker Ochsentour, immer in beide Richtungen beschildert.
Die Hirschtränke und das Ochsenbruch
Weiter geht es bergauf, Richtung Ochsenbruch und Hirschtränke, verraten mir die Schilder. Inzwischen ist es kurz nach Mittag, mein Magen grummelt und freut sich auf das belegte Brötchen in meinem Rucksack. Fehlt nur noch der passende Picknickplatz. Der begegnet mir an der “Hirschtränke”: Zwei Bänke mit Tischen stehen hier, direkt am Bach. Im Bach wartet eine kleine Überraschung auf mich. Ein Kübel, durch den das Wasser fließt, gefüllt mit Getränken. Eine ganz tolle Idee, finde ich!
Hinein ins Moor – Renaturierung live miterleben
Nach meiner Rast führt mich der Weg noch ein Stück bergauf, dann treffe ich auf den Saar-Hunsrück-Steig. Beide Wege führen mich jetzt auf einem Holzsteg hinein ins Ochsenbruch, das ich ein Stück weiter schon sehen kann. Das Moor wird hier gerade durch das Nationalparkamt renaturiert. Das heißt: frühere Entwässerungsgräben werden geschlossen, Fichten gefällt und alte Wege zurück gebaut. Somit kann sich die Natur langsam die Landschaft zurück erobern und Moore, die Teil der typischen Landschaft des Hunsrücks sind, können wieder entstehen. Der Nationalpark Hunsrück-Hochwald ist auf dem Weg dorthin – es handelt sich schließlich auch um einen Entwicklungsnationalpark – daher sieht es hier auch gerade aus wie nach einem Sturm. Holz liegt kreuz und quer, der Steg führt mich mitten durch. Ich bin schon sehr gespannt, wie es hier in ein paar Jahren aussehen wird. Bestimmt ähnlich, wie wir es letztes Jahr am Wildsee im Schwarzwald kennen lernen durften. Einfach faszinierend!
Moore sind übrigens echt wichtig für unser Klima. Denn: Sie speichern Kohlenstoff und zwar gut doppelt so viel wie Wälder, verringern also damit den Treibhauseffekt. Außerdem speichern sie Wasser und dienen daher dem Hochwasserschutz. Mal ganz davon abgesehen, dass sie Lebensraum für seltene Tier- und Pflanzenarten sind.
Unten am Ochsenbruch steht ein Schild, das kurz die Entstehung eines Moors erklärt. Schön gemacht und gut platziert.
Dann stehe ich auf dem Steg und bewundere das helle Grün und die vielen Pflanzen, die mir aus dem Ochsenbruch entgegen strahlen. Wunderschön! Jetzt bedauere ich mal wieder, dass ich mich so wenig mit Botanik auskenne. Es wird doch mal Zeit für eine Ranger-Führung, die hier übrigens regelmäßig angeboten wird. Ich will unbedingt mehr über Moore wissen. Wissen und sehen, welche Tiere und Pflanzen dort leben. Mehr Infos dazu halte ich ein paar Tage später in Form einer Broschüre “Leben im Moor” der Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz in den Händen. Darin finden sich Links zu interessanten Webseiten, wie der des Bundesamts für Naturschutz zum Thema Moore und des NABU.
Unterwegs zum Forellenhof
Die Börfinker Ochsentour führt mich weiter durch den Wald und quert eine wenig befahrene Straße, kurze Zeit später eine zweite. Dann öffnet sich die Landschaft, der Blick wird weit und ein Stück unter dem Weg kann ich die Weiher des Forellenhofs Trauntal erkennen. Was für eine Aussicht! Kein Wunder, dass hier einige Bänke stehen, der Blick ist toll.
Ich folge den lilafarbenen Schildern der Traumschleife zu einem Bach. Über eine Brücke aus großen Trittsteinen quere ich diesen Bach, wandere ein paar hundert Meter auf einem breiten Forstweg. Dann biegt die Börinker Ochsentour wieder in den Wald ab und bringt mich in Schleifen auf den typischen schmalen Pfaden bis zum Forellenhof.
Hier steht ein weiteres Holzportal der Börfinker Ochsentour, außerdem ein großes Infoschild zum Nationalpark. Diese Art Schilder finden sich inzwischen hier in der Region an vielen Stellen, zum Beispiel am Kunstzentrum Bosener Mühle am Bostalsee oder am Hunsrückhaus am Erbeskopf beim Einstieg der Traumschleife Gipfelrauschen. Es ist relativ voll hier, viele Autos stehen auf dem Parkplatz, der auch ein weiterer Wanderparkplatz ist.
Übrigens: Wem die knapp 10 Kilometer der Börfinker Ochsentour nicht reichen, hat hier die Möglichkeit, die Traumschleife Trauntal-Höhenweg als Schleife anzuschließen. Beide Wege treffen sich hier.
Zurück zum Ausgangspunkt der Börfinker Ochsentour
Für mich geht es weiter. Ich quere die Straße und gelange zurück in den Wald oberhalb von Börfink. Wieder wird es still, der ein oder andere Raubvogel zieht kreischend seine Kreise über mir. Im Frühling kann man hier übrigens Fischadler beobachten, der Nationalpark bietet ab und an Fotoführungen an. Auf diesen letzten Kilometer begleiten mich dann weite Aussichten, wieder ein plätschernder Bach, der sich in eine Art kleinen Tümpel ergießt und dann wieder der tiefe Wald.
Ich passiere die Quelle “Gure Bure” (= guter Brunnen), die gerade so gut wie kein Wasser führt, und stapfe weiter über den weichen Waldboden. Mich fasziniert der Nationalpark, den ich durchwandere, sehr. Eine Bank, aus einem riesigen Stück Baum geschnitten, steht direkt am Weg und lädt zu einer kurzen Pause ein.
Eine letzte Bachquerung über eine schöne Holzbrücke, ein kurzes Stück bergauf und dann bin ich schon wieder zurück am Ausgangspunkt an der K49.
Mein Fazit zur Börfinker Ochsentour
Knappe 2,5 Stunden reine Wanderzeit und etwas mehr als 9 km liegen hinter mir. Das alles durch eine beeindruckende und sehr abwechslungsreiche Landschaft im Nationalpark Hunsrück-Hochwald. Es wird sicher nicht meine letzte Wanderung auf der Börfinker Ochsentour gewesen sein. Viel zu neugierig bin ich, wie sich das Ochsenbruch entwickeln wird und wie die Landschaft im Nationalpark Hunsrück-Hochwald sich im Laufe der Zeit verändert.
Warst Du schon auf einer Tour im Nationalpark Hunsrück-Hochwald? Was hat Dich fasziniert, was kannst Du mir empfehlen? Schreib es mir gerne in die Kommentare unten.
6 Kommentare zu “Traumschleife Börfinker Ochsentour – Nationalpark pur!”