Minus 4 Grad sagt mein Autothermometer. Die Landschaft, durch die ich fahre, ist in dicken Rauhreif eingehüllt. Die Sonne spitzt hervor und lässt auf einen wunderbaren Wintertag hoffen. Ich bin auf dem Weg zur Rittscheidhütte in Mitlosheim, einem der Startpunkte der Traumschleife “Georgi-Panoramaweg”. Hier bin ich mit Bianca vom “lebedraussen! Outdoorblog” und Katrin verabredet, um Biancas Projekt “Winterwandern im Saarland” einen weiteren Premiumweg hinzuzufügen. Ihren Bericht dazu hat sie schon vor einiger Zeit veröffentlicht, lies ihn hier. Dieser Tag heute Ende Dezember ist einfach perfekt, was könnte besser zum Thema Winterwandern passen. Na gut, Schnee, zugegeben, aber der kam erst ein paar Tage später.
Zu dritt stapfen wir dick eingepackt in unsere Jacken, Mützen und Handschuhe los. Ich habe mich mal am Zwiebelprinzip mit nur einer Softshell darüber probiert, wie ich es kürzlich als Tipp bei Caro von bergstorming gelesen hatte. Ich bin gespannt, wie sich das macht heute, ob mir kalt wird oder zu heiß.
Die ersten Meter auf dem Georgi-Panoramaweg & die ersten Fotostopps
Der Boden ist teils hart gefroren, ich merke es deutlich unter meinen Schuhen. Wir folgen den lilafarbenen Traumschleifen-Schildern gegen den Uhrzeigersinn und müssen gleich schon den ersten Fotostopp einlegen. Eine Wiese, im Sommer bestimmt sumpfig, liegt da im Morgentau, in orangefarbenes Licht der Sonne getaucht und zieht uns in ihren Bann. Das geht ja schon traumhaft los!
Es folgt der erste Anstieg, den wir relativ flott meistern. Jetzt ist mir warm. Oben entledige ich mich meiner ersten Schicht, einer Fleecejacke. Wir befinden uns in einem wunderbaren Waldstück, durchwandern es auf den so typischen schmalen Pfaden und genießen die Sonnenstrahlen, die zwischen den kahlen Ästen hindurch scheinen. Sie bringen etwas Wärme und vor allem wunderbares Licht. Ich bin absolut verliebt in das zarte Wintersonnenlicht, das uns heute den ganzen Tag begleitet. Zwischendurch führt der Weg uns auf Lichtungen, über kleine Bächlein und dann irgendwann hinaus auf eine Lichtung. Wollgras steht hier, zart gefroren und sieht immer noch ganz flauschig aus.
Wir durchwandern Sumpflandschaften, die im Sommer bestimmt auch viel zu staunen bieten. Die Landschaft ist durch den Wechsel von Wald, Waldrand, Sumpf und Wiesen sehr abwechslungsreich, das macht natürlich auch die Wanderung spannend. Ein Teilstück gehen wir über einen Steg aus Bohlen, hier ist es sogar jetzt noch nass in den Wiesen links und rechts.
Ein Café auf halber Strecke und unsere Mittagsrast in der Sonne
Es folgt ein kleiner Anstieg und dann ein Wegweiser zu einem nahe gelegene Café. 500 Meter bis zu Kaffee & Kuchen, das klingt gut. Wir beschließen, den Umweg in Kauf zu nehmen. Gegenüber von den Schwarzrinderseen kommen wir aus dem Wald, gehen noch ein Stück die Straße hinunter – und stehen vor verschlossenen Türen. Schade, das Café hat Betriebsferien jetzt zwischen den Jahren. Na gut, weiter geht es, wir werden uns eine schöne sonnige Bank suchen.
Die finden wir kurz darauf, gerade etwas außerhalb der Ortslage von Weierweiler, um das uns der “Georgi-Panoramaweg” herum führt. Mit der Sonne im Gesicht packen wir unsere Rucksackverpflegung aus und genießen die Pause. Herrlich, es könnte kaum besser sein, finde ich. Irgendwann ist es aber doch Zeit für den Aufbruch und den Rest unserer heutigen Traumschleife.
Die Landschaft wechselt noch einmal. Zunächst wandern wir durch ein Gebiet mit Wochenendhäusern und zugefrorenen Weihern. Fast schon wie im Urwald geht es dann durch ein dicht bewachsenes Stück, der Weg schlängelt sich und windet sich links und rechts und unter tiefen Ästen durch. Dann folgt wieder ein Stück Bohlensteg bevor wir schließlich in eine weite Wiesenlandschaf kommen. Hier erwarten uns tolle Fernblicke und vor allem eine Weite, die wir bisher nicht hatten. Ich sag es euch: Abwechslung pur. Dann kommen die ersten Häuser von Mitlosheim wieder in Sicht.
Wie im Märchenwald
Aber bevor wir den Startpunkt unserer Wanderung wieder erreichen, wird es noch mal richtig wunderbar. Ein Stück Nadelwald, der ganz schmale Pfad der Traumschleife und wieder dieses tolle Licht: Ich fühle mich als müsste mir hier gleich ein Fabelwesen über den Weg laufen. Ganz verwunschen und mystisch, anders kann ich es kaum beschreiben.
Ein toller Abschluss für eine Wanderung voller Panoramen, der Name verspricht nicht zu viel, finde ich. Wie bisher auf allen Traumschleifen sind wir auch hier wieder rein nach Beschilderung gewandert, wieder ohne Probleme.
Insgesamt haben wir für die knapp 14 Kilometer knapp 3 Stunden gebraucht, reine Gehzeit. Mit der Pause und den Fotostopps natürlich entsprechend mehr.
Ein Hinweis noch: In der Tourenapp Saarland steht als Startpunt die Rittscheidhütte in Mitlosheim, Kilometer null ist aber laut Beschilderung in Weierweiler, auch dort befindet sich ein Startpunkt. Außerdem kann auch in Rappweiler gestartet werden, mit entsprechend längerer Zuwegung.
Und wie ging es mir mit dem Zwiebelprinzip?
Ganz hervorragend hat an diesem Tag meine Kleidung in Schichten funktioniert. Nach dem ersten Anstieg hatte ich die Fleecejacke ja ausgezogen, die windabweisende Softshell aber angelassen. Gute Wahl, denn so konnte ich an Anstiegen oder sehr sonnigen und windstillen Stücken einfach den Reißverschluss öffnen. Im Schatten oder bei mehr Wind war ich dann wiederum froh um die hochgeschlossene Jacke. Um den Hals hatte ich trotzdem die ganze Zeit noch ein Schlauchtuch, auch die Mütze blieb meist auf dem Kopf, das hält dann doch einiges mehr an Wärme, die man sonst über den Kopf verlieren würde.
Videodreh im Frühjahr 2017 [Nachtrag]
Ende April 2017 haben Bianca und ich, dieses Mal in meiner beruflichen Funktion, zusammen mit Alexander M. Groß vom Saarländischen Rundfunk (SR) eine Wanderdokumentation über die Traumschleife Georgi-Panoramaweg gedreht. Auf Biancas lebedraussen! Outdoorblog berichtet sie vom Making-Of, die fertige Dokumentation kannst du dir hier ansehen:
Wie ist es bei Dir? Kennst Du die Traumschleife Georgi-Panoramaweg? Und wie hälst Du es mit der Wanderbekleidung im Winter?
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