Es ist still um mich herum. Der Wind rauscht leise, von weit unten am Strand höre ich das Rauschen des Meeres und der leichten Brandung. Ich stehe barfuß im warmen Sand der Wanderdüne von Bolonia, blicke auf das dunkle Grün der Pinien und helle Grün und Beige des Strandhafers weiter unten. Vor mir liegt die Bucht von Bolonia. Das Meer glitzert in der Sonne, der weiße Sand strahlt fast, jetzt da er langsam trocknet. Vor ein paar Minuten sind wir vom Strand “Playa de Bolonia” hinauf auf die Wanderdüne an der Costa de la Luz im Süden Spaniens gewandert und genießen jetzt den weiten Ausblick. In der Ferne, jenseits der Straße von Gibraltar, können wir Marokko erahnen.
Im Dunst erkennen wir Berge und die riesige Landmasse, in der Meerenge vor uns sehen wir einige große Schiffe fahren. Die Straße von Gibraltar ist eine wichtige Schifffahrtsroute, verbindet sie doch Atlantik und Mittelmeer miteinander. Aber am meisten fasziniert mich in diesem Moment, hier oben auf der Wanderdüne, mal wieder die Natur um mich herum.
Der Playa de Bolonia
Die Bucht von Bolonia an der andalusischen Atlantikküste gehört zu den schönsten Stränden der Costa de la Luz. Die Bucht ist kaum bebaut, es gibt keine Hotels hier, der Ort Bolonia hat nur eine Handvoll Einwohner. Das alles und die Lage abseits der Hauptküstenstraße führen dazu, dass es bisher – zum Glück! – keine weitere touristische Erschließung gibt. Nur ein paar Kilometer weiter südlich liegen die Stadt Tarifa und der berühmte Strand voller Kite- und Windsurfer. Action und Ruhe, ganz nah beieinander quasi.
Der Playa de Bolonia ist knapp 4 Kilometer lang und etwa 700 Meter breit. Wir haben auf einem kleinen Parkplatz direkt am Abzweig von der kleinen Zubringerstraße geparkt. Hier gibt es neben einem Hinweis auf die archäologischen Ausgrabungen “Baelo Claudia” auch ein kleines Strandrestaurant, in dem wir nach unserem Spaziergang an Strand und auf die Wanderdüne noch lecker gegessen haben. Der helle Strand mit seinem sehr feinen, hellen Sand liegt ruhig vor uns. In der Nacht hat es etwas geregnet, der Sand ist noch feucht und wir müssen uns erst einen Zugang durch die großen Pfützen vom Regen oder der letzten Flut suchen. An diesem Mittwochvormittag Mitte Oktober sind wir fast alleine hier. Ruhig brechen kleine Wellen am Strand, das Meer liegt dunkel vor uns. Noch ist der Himmel grau, die Wolken hängen in den Bergen, durch die wir eben hierher gefahren sind. Ganz am Ende des Strands erhebt sich, schon von weitem sichtbbar, die Wanderdüne von Bolonia. Wir spazieren etwa 2,5 – 3 Kilometer am Strand entlang und erreichen schließlich das Ende der Bucht und den Fuß der Düne. Ein paar kleine Fischerboote liegen hier im Sand, bewachsene Felsen begrenzen die Bucht.
Die Wanderdüne von Bolonia: Ein Naturmonument
Links und rechts der als Naturmonument geschützten Wanderdüne ist es grün, hier wachsen Pinienbäume. Vom Strand aus gesehen steht man vor einigem riesigen Berg aus hellem Sand, der die Bäume zu verschlucken scheint. Und genauso ist es auch. Da die Düne durch den stetigen Wind immer weiter wandert, verschwinden unter ihren gewaltigen Massen an Sand immer mehr der Nadelbäume. Eindrucksvoll erkennt man das, wenn man am Rand der Wanderdüne von Bolonia steht oder dort entlang wandert, ganz oben. Hier steht man auf Höhe der Krone der Bäume, sieht über sie hinweg. An manchen Stellen führt ein kleiner Trampelpfad hinab zum weichen Waldboden. Aber: Achtung hier, denn ganz am Ende der Wanderdüne ist es militärisches Gebiet, Schilder erzählen uns “Zutritt verboten!”. Vorhin am Strand ist uns auch schon einen kleine Gruppe von Soldaten entgegen gekommen, Marschgepäck auf dem Rücken.
Den “Aufstieg” auf die Düne haben wir barfuß gemacht, wie immer ein herrliches Gefühl! Nicht mal 1 Kilometer lang wandert man bis auf die Höhe von ca. 50 Meter über dem Meeresspiegel, dann ist man oben. Wobei, es geht hier nicht immer nur aufwärts. Der Sand hat ein paar Kuhlen, zwischendrin steigen wir wieder ein paar Meter Sandberg hinab, dann wieder hinauf. Aber der Blick von hier oben lohnt sich! Stille, Weite, das Meer, Afrika in der Ferne, der viele Sand vor mir, hinter mir das karge andalusische Hinterland, ein paar kleine weiße Häuschen. Ewig könnte ich hier oben sitzen und genießen!
Nach dem Abstieg zurück zum Strand – mit jedem Meter wird das Rauschen der Brandung wieder lauter – sitzen wir noch eine Weile zwischen dem Strandhafer. Es hat inzwischen aufgeklart, die Sonne steht am Himmel und brennt auf uns herab. Eben war es noch kühl im Wind, jetzt wird es richtig warm.
Den Rückweg machen wir nicht wieder komplett am Strand entlang, sondern klettern nach ein paar Metern hinauf auf einen Steg aus Holzdielen, der am Rande des Pinienwaldes entlang führt. Von hier eröffnen sich uns auch wieder tolle neue Blickwinkel auf den Strand der Bucht und auf die Wanderdüne von Bolonia. Inzwischen ist es etwas voller am Strand, Kinder laufen juchzend in die Wellen, Menschen schlendern am Strand der Düne entgegen, wie wir vorhin.
Auch auf dem Steg kommen uns ein paar Menschen entgegen, aber ich finde es immer noch angenehm und nicht zu voll. Wir passieren ein weiteres Strandrestaurant, das sich direkt am Holzsteg befindet. Außerdem kommen wir hier oben dicht am Ausgrabungsgelände “Baelo Claudia” vorbei, wir können den ein oder anderen Blick auf ausgegrabene Mauern und Räume der römischen Besiedlung werfen. Weiter vorne gibt es ein kleines Besucherzentrum, das wir aber nicht besucht haben.
Den Abschluss unserer kurzen Wanderung an diesem Traumstrand entlang bildet ein kleines, leckeres Mittagessen an der vorhin erwähnten Strandbar am Parkplatz. Auf dem Rückweg zum Auto entdecken wir unterhalb einer Brücke noch einige Sumpfschildkröten, die die Sonne am Rande eines kleinen Flusses genießen. Ein letzter Blick auf den Strand und die Wanderdüne von Bolonia und wir fahren die Stichstraße zurück zur Hauptküstenstraße in Richtung Tarifa.
Dieser Beitrag erschien zuerst im Oktober 2015 auf meinem Vorgängerblog “Blick auf”.
2 Kommentare zu “Andalusien: Auf der Wanderdüne von Bolonia”