– Auf Tour im Wildfreigehege und Wildkatzenzentrum Wildenburg im Hunsrück –
Ein Freitagvormittag, leichter Nieselregen, es ist kühl für Ende Mai, finde ich. Wir sind auf dem Weg in den Hunsrück. Schon seit einiger Zeit steht ein Besuch im Wildfreigehege Wildenburg und im zugehörigen Wildkatzenzentrum auf meiner Wunschliste, heute ist es soweit. Um 11 Uhr beginnt die täglich Fütterung von Waschbär, Wildkatze und Luchs, die wir nicht verpassen wollen. So können wir fast sicher sein, auch eine der scheuen Wildkatzen zu sehen.
Eine Viertelstunde vor Beginn der Fütterung sind wir da. Schon während der Fahrt habe ich immer wieder die Landschaft bewundert. Weite Felder, sanfte Hügel, aber auch dichte, dunkle Wälder (die Namensgeber des Schwarzwälder Hochwalds), kleine Örtchen – herrlich! Im Eingangsbereich des Wildfreigeheges kaufen wir unsere Eintrittskarten (4,50 € pro Nase), na gut, ein kleines Tütchen Wildfutter auch noch, und sehen uns kurz um. Die Dame an der Kasse ist sehr freundlich, weist uns auf die Fütterungsrunde um 11 Uhr hin und erklärt uns mit Hilfe eines Plans, wo wir hin müssen. Der Eingangsbereich ist übrigens ein kleines Gebäude (sanitäre Anlagen vorhanden) und gleichzeitig Infostelle des Naturparks Saar-Hunsrück. Es gibt einen Verkauf von Kartenmaterial, Broschüren und Wildwurst.
Wir betreten den Park. Grün. Viel Grün. Zäune, Gehege und Schilder mit Erklärungen zu den Tieren und den Gewächsen stehen entlang des Weges. Zwei Hennen und zwei Hähne laufen frei, sie kommen neugierig näher. Ein großer Spielplatz liegt linker Hand, abwechslungsreich gestaltet. Heute Morgen ist nicht viel los. Der Tierpfleger kommt uns entgegen, ein kurzes „Morgen! Wir gehen gleich runter zu den Katzen.“ – in Ordnung, wir schauen noch bei den Ziegen vorbei. Ach ja, wir haben Tierfutter. Es raschelt und schon stehen die Bewohner der Gehege blökend und mähend am oder auf dem Zaun. Wie in Kindertagen komme ich mir vor. Der Pfleger kommt vorbei, in der Hand zwei Eimer, es geht los. Direkt am Zaun in einem Baum sitzt Wildkatze Nummer 1, ganz versteckt. Ein totes Küken aus dem Eimer wandert an einem Stab durch den Zaun, die Katze faucht, legt die Ohren an und krallt sich die Beute. Der Pfleger hält seine Hand hoch, drei Finger sind Stümpfe, „Niemals die Finger durch den Zaun halten!“ und lacht. Nächste Station: die Waschbären. Wir dürfen mit ins Gehege, ganz nah dran. Es gibt ein paar Brocken Hundefutter für die Tiere und ein paar Erläuterungen für uns. Herr Waschbär angelt sich die Brocken mit den Pfoten, Frau Waschbär kommt aus der Höhle, wird angeknurrt, nimmt sich eine Handvoll Brocken und verschwindet wieder.
Ein großes Stück Fleisch ist für den Luchs im nächsten Gehege. Der Pfleger öffnet das Tor, sagt „Macht mal Platz, ich lass den gleich hier in die Mitte“, alles weicht einen Schritt zurück, der Pfleger lacht. Hat er uns wieder dran gekriegt! Der Luchs ist scheu, solange wir an der Tür stehen wandert er am Zaun hin und her, kommt aber nicht näher. Erst als wir alle weitergehen kommt er zum Fressen. Am nächsten Katzengehege wartet Hexe auf uns, eine ausgewilderte Wildkatze, die in letzter Zeit wieder (mit ihren Jungen) zurück ins Gehege kommt und Futter holt. Sie bekommt ein Küken, rennt davon, frisst es, kommt miauend zurück an den Zaun und will mehr.
Das gibt mir die Möglichkeit, sie und die andere Wildkatze mehrfach zu fotografieren. Immer wieder streift sie am Zaun entlang und vor dem eigens eingerichteten Zuschauerhäuschen mit Glasscheibe vorbei, aber heute Morgen war es das fürs Erste. Die Führung mit Fütterung ist vorbei, wir haben einiges gelernt über Wildkatzen und ihre Verbreitung bei uns, die Gruppe verteilt sich wieder.
Wir wandern den großen Rundweg entlang (ca. 4,8 km), sehen Rehe, Muffelwild, einen Steinbock mit zwei beeindruckenden Hörnern, Wildschweine, Rotwild und weißes Damwild. Angetan haben mir es die schwarzen Kamerunschafe, die laut blökend an den Zaun zu potentiellen Fütterern galoppiert kommen. Dazwischen immer wieder die herrliche Ruhe des Waldes. Vögel zwitschern. Die Sonne scheint inzwischen, wärmt mich auf. Der feuchte Waldboden verströmt diesen typischen Geruch. Ich spüre die Steine und Wurzeln unter meinen Füßen, sehe grün und braun und das Grau der Felsblöcke, atme die frische Luft und fühle mich einfach nur gut. Bin in meinem Element!
Der Blick streift den Turm der Wildenburg, da wollen wir auch gleich noch schauen. Wir beenden unseren Rundgang, verlassen das Wildfreigehege und setzen uns erst einmal in den Biergarten der Burggaststätte mit Blick auf das Damwild. Nach unserer Stärkung erklimmen wir den kurzen Anstieg zum Aussichtsturm. Siehe da, der Saar-Hunsrück-Steig führt am Innenhof vorbei und Richtung Turm. „675 m ü. NN“ verkündet ein Schild.
Von da an sind es nur noch ein paar Stufen und wir stehen vor dem Turm. Schon von hier ist die Aussicht toll. Eine Tür öffnet den Zugang zum Treppenhaus, Eintritt frei, Spenden zum Erhalt der Burg werden vom Hunsrückverein erbeten. Wir erklimmen die Stufen der steinernen Wendeltreppe, öffnen wieder eine Tür und sehen die Weiten des Hunsrücks vor uns. Wow, die Aussicht rundum ist grandios! Schilder auf dem Geländer zeigen in verschiedene Richtungen und erklären dem Betrachter, was er da vor sich sieht. Der Himmel ist immer noch bedeckt, bei schönem und klarem Wetter ist die Aussicht sicher noch toller. Noch ein paar Fotos, dann machen wir uns auf den Rückweg. Stufe um Stufe hinab, noch einmal das schöne Fachwerk im Innenhof der Wildenburg bewundern und dann sind wir wieder auf dem Weg nach Hause.
Übrigens: ab dem Frühjahr 2015 soll es auch ein Wolfsgehege im Wildfreigehege Wildenburg geben. Spätestens dann ist es für mich Zeit für einen erneuten Besuch!
Weitere Infos: www.wildfreigehege-wildenburg.de
Spannend wird bestimmt auch die Entstehung des Nationalparks in der Hunsrück-Region. Eröffnet werden soll er im Frühjahr 2015. Ich bin gespannt und werde dann hoffentlich auch hier viele spannende Naturerlebnisse mit euch teilen können.
Weitere Infos: www.nationalpark-hunsrueck-hochwald.de
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