Packrafting Soca mit Alpenpanorama © Cora Berger | Green Shaped Heart

Wildwasser-Packrafting-Kurs an der Soča

Kennst du das, wenn du einen Urlaub lange im Voraus buchst und dich ewig darauf freust? So ging es mir mit unserem Wildwasser-Packrafting-Kurs an der Soča in Slownien. Knapp ein Jahr vorher, im Dezember 2016, hatten wir unsere Teilnahme bei Land Water Adventures bereits gebucht, Anfang September 2017 sollte es endlich so weit sein.

Und dann kurz vorher das: Unglaublich viel zu tun auf der Arbeit. Ich steckte am Tag vor unserer Abreise noch auf einer Wandermesse und eigentlich mitten in den Vorbereitungen für eine große Veranstaltung, die eine Woche nach unserem Urlaub stattfand und mich eine Zeit lang ziemlich in Atem hielt. Lange habe ich immer wieder gehadert, soll ich fahren oder nicht… Letztendlich fiel dann aber der Entschluss, alles so zu lassen, wie es geplant war. Und schon am Morgen nach unserer Ankunft an den türkisfarbenen Wellen der Soča wusste ich, dass es goldrichtig war, hierher zu kommen. Wieso, weshalb, warum, das liest du im Folgenden.

Ein kleines Inhaltsverzeichnis

Und weil es so viel über unsere Tage am und im Wildwasser der Soča zu erzählen gibt, findest du hier ein kleines Inhaltsverzeichnis. Wenn du nicht den kompletten Artikel von vorne bis hinten lesen möchtest, dann klicke einfach auf das Thema, das dich interessiert.

  1. Anreise
  2. Unterkunft
  3. Verpflegung
  4. Der Wildwasser-Packrafting-Kurs
  5. Mein Fazit

Anreise

Der Campingplatz “Camp Liza” in der Nähe des kleinen Orts Bovec im Nordwesten Sloweniens ist unser Ziel. Knapp 840 Kilometer Fahrt von unserem saarländischen Zuhause aus. Einmal quer durch Süddeutschland, durch Österreich und sogar durch ein kleines Stückchen Italien führte uns die Route. Das Ganze kostete uns an einem Sonntag gut 11 Stunden Fahrt. Zurück haben wir es übrigens in einer Nacht geschafft, gut 9 Stunden waren wir unterwegs. Was für ein Ritt. Aber ich sage euch: Es lohnt sich!

Socatal © Cora Berger | Green Shaped Heart
Wunderschönes Sočatal. Kleiner Größenvergleich: Seht ihr die braunen Ziegen auf dem großen Stein rechts? 😉

Besonders schön, aber auch sehr abenteuerlich sind übrigens die letzten paar Kilometer nach der Autobahnabfahrt. Über enge Straßen querten wir kurz Italien, um dann über eine sehr schmale Passstraße einen Rücken der Julischen Alpen zu überwinden und dann ins Tal der Soča hinunter zu fahren. Ausblicke vom Feinsten erwarten einen hier, besonders im Licht der untergehenden Sonne, mit der wir ankamen. Die kalkweißen Hänge der Berge rund herum verfärben sich rot-golden, dazu die schroffen Abhänge – unglaublich schön!

Unterkunft

Die Ausgangsbasis von Land Water Adventures für die Packrafting-Wildwasser-Kurse an der Soča ist das “Camp Liza” bei Bovec, mitten in den Julischen Alpen und direkt am Ufer der Koritnica und der Soča gelegen. Ein traumhaft schöner Fleck Erde.

Hier hatten wir für uns LWA-Kursteilnehmer eine eigene Zeltwiese mit Lagerfeuerstelle und Wasseranschluss/Spülbecken zur Verfügung. Übernachtet haben der Mann und ich in unserem großen, grünen Zelt, liebevoll “Palast” getauft. Unschlagbarer Vorteil: Ein relativ großer Vorraum, in dem wir und unsere sieben Sachen trocken auch Regentage bequem überstehen können, ohne gleich einen Lagerkoller zu bekommen. Kleiner Spoiler an dieser Stelle: Wir hatten riesiges Glück mit dem Wetter und nur eine Nacht und einen halben Tag etwas Regen.

Camp Liza, Soca, vor Julischen Alpen © Cora Berger | Green Shaped Heart

Das “Camp Liza” ist relativ groß und sehr gut ausgestattet. Es gibt mehrere, teils noch sehr neue Waschräume, eine Gaststätte, in der es vom Frühstück bis zum Abendessen alles gibt, eine Rezeption und man hätte sogar kleine Holzhäuschen mieten können. Stellplätze für Reisemobile und Wohnwägen gibt es genauso wie eine Unmenge Zeltplätze. Eigentümer Maksim spricht Deutsch, ansonsten kommt man hier mit Englisch wunderbar zurecht.

Verpflegung

Eine Woche auf dem Campingplatz – das schrie für uns nach Kochen auf dem Campingkocher. Yay! Und so bestand unser Frühstück aus Porridge mit Apfel oder Banane und einem großen Kaffee, beides von daheim mitgebracht. Denn wir haben gelernt: Kochen beim Campen ist im Prinzip nur Wasser kochen. 😉 Wie gesagt, es gibt dort auch die Möglichkeit, im Restaurant des Camps Frühstück und leckeren Cappuchino zu bekommen.

Camp Liza an der Soca © Cora Berger | Green Shaped Heart
Frühstück neben dem “Palast”

Für unterwegs hatten wir uns Müsli- und Energieriegel sowie Obst eingepackt, von der obligatorischen Schokolade bei Land Water Adventures-Unternehmungen mal ganz zu schweigen. Spannend übrigens, dass sich gefühlt Stunden eines Gesprächs rund um Energieriegel drehen können. Danke an dieser Stelle für all die Tipps, die wir von unseren Mitteilnehmern in dieser Woche bekommen haben.

Nach einem ganzen Tag frischer Luft und sportlicher Betätigung gab es abends Kohlenhydrate, meist in Form von Nudeln. Auch wieder Wasser heiß machen also.

In Bovec gibt es einen großen Supermarkt, den wir ein-, zweimal besucht haben. Außerdem finden sich dort diverse Restaurants, Tipps haben die Guides Andi und Sebastian parat. Zusammen mit den anderen waren wir an drei Abenden auch aus zum Essen. Ich weiß nicht, ob es an der Nähe zu Italien liegt, aber ich fand die Pizzas unglaublich lecker, die ich dort gegessen habe.

Der Wildwasser-Packrafting-Kurs

Jetzt aber zum Wesentlichen, schließlich sind wir ja den weiten Weg nach Slowenien gekommen, um unsere knallgelben Gummiboote (Und mein Kopf so beim Schreiben: Ich hab’ ein knall-gelbes Gummiboot – und mit dem Gummiboot – fahr ich hinaus… Wer hat jetzt  auch’nen Ohrwurm?) in die türkisfarbenen, wilden Wellen der Soča und der Koritnica zu tauchen. Also genau ihr Element. Ob es auch mein Element sein wird? Das wird sich im Laufe der 5 Tage Kurs zeigen.

Der Auftakt zum Kurs ist, wie eigentlich jede Unternehmung mit Land Water Adventures, total gemütlich. Bis in den späten Sonntagabend hinein treffen alle Teilnehmer ein, wir lernen uns kennen, am Lagerfeuer und unter dem LWA-Pavillon gibt es eine erste Kennenlern- und Inforunde zu den folgenden Tagen. So richtig los geht’s am Montagmorgen um 10 Uhr mit gepackten Rucksäcken.

Ufer der Koritnica bei Bovec © Cora Berger | Green Shaped Heart
Am Ufer der Koritnica direkt am Campingplatz

Nach einer ersten Einführung in das Thema Wildwasser, Kehrwasser und “wie fahre ich einen solchen Fluss genussvoll runter” am Ufer der Koritnica direkt unterhalb des Campingplatzes machen wir uns auf den Weg. Der Alpe-Adria-Trail (ein absoluter Sehnsuchts-Weitwanderweg seither) führt uns an der Soča entlang stromaufwärts. Und ich komme aus dem Staunen kaum heraus. Weiße Felsen. Grüne Bäume und Sträucher. Die unwirklich türkisfarbenen Flüsse. Und darauf bunte Boote. Es ist fast surreal – und ich bin so unglaublich glücklich, hierher gekommen zu sein!

Was ist ein Kehrwasser? In meinem Soča-ABC auf dem Land Water Blog habe ich mich an einer Definition mit Augenzwinkern versucht.

Direkt nach dem Campingplatz wartet sie auf mich: Die erste Überquerung einer gruseligen Hängeseilbrücke über die Koritnica. Verdammt, die Dinger wackeln ganz schön übel, wenn da hintereinander mehr als 10 Menschen drüber gehen…. Nicht so mein Ding.

Koritnica © Cora Berger | Green Shaped Heart
Hängebrücken wie diese über die Koritnica gibt es hier unzählige

Wir erreichen unseren Einstieg, einen riesigen Stein, über den schon wieder eine Hängeseilbrücke führt. Am anderen Ufer dieser “Frauenschlucker” genannten Stelle der Soča pusten wir dann endlich unsere Packrafts auf, schlüpfen in die Trockenanzüge und waten ins ganze 9 Grad “warme” Wasser. Naja, die Soča ist halt doch ein Gebirgsfluss, Spätsommer hin oder her.

An diesem Tag heißt es für uns alle erst einmal, sich an das Wildwasser zu gewöhnen und ein Gefühl für die Boote zu bekomme. Mit ersten Übungen schrauben wir uns in zwei Gruppen mit Andi und Sebastian von Kehrwasser zu Kehrwasser, üben kentern und wieder zurück ins Boot klettern, verschiedene Paddelschläge und genießen die Landschaft.

Soca Kentertraining beim Packrafting © Cora Berger | Green Shaped Heart

Kentertraining Packrafting Soca © Cora Berger | Green Shaped Heart
Nass, aber glücklich nach dem Kentertraining

Nach einigen Stunden erreichen wir den Campingplatz wieder, können quasi vor unserer derzeitigen Haustür aus dem Wasser steigen und müssen die Boote nur noch ein paar Meter hinauf zum Zeltplatz tragen.

Wandern – Packraften – Pause – Packraften – zurück zum Campingplatz

…. so oder in umgekehrter Reihenfolge laufen die kommenden Tage ab. Nach und nach steigern unsere Guides die Wildwasser-Schwierigkeit. Wir lernen faszinierende Stellen der Soča kennen. Schwälle und wilde Stellen, aber auch zahme, wunderschöne Orte mit kleinen Buchten. Die Wellen spülen uns unter anderem durch den “Čezsoča -Schwall”, den “Pastorentöter” und “Takeshi’s Castle”. Wir machen Unsinn und viele Fotos. Wir genießen die Zeit, die Landschaft und tolle Panoramen. Ich kann kaum fassen, wie schön es hier ist.

Alpe Adria Trail an der Soca © Cora Berger | Green Shaped Heart

Packrafting auf der Soca © Cora Berger | Green Shaped Heart

Wir frühstücken zusammen, kochen oder gehen abends zusammen essen und leckeres slowenisches Radler trinken, tauschen uns aus über bereits erlebte und noch geplante Abenteuer. Es ist echt spannend, wir sind eine Truppe so unterschiedlicher Menschen aus ganz Deutschland, aber eines haben wir alle gemeinsam: Wir sind outdoorverrückt, jeder auf seine Weise, jeder mit anderen Erlebnissen. Einfach wunderbar!

Entspannung, endlich!

Am zweiten Tag fällt endlich die Anspannung der letzten Wochen von mir ab. Ich bin platt, müde, aber glücklich. Genau am richtigen Ort zur richtigen Zeit, so scheint es mir. Was für ein Gefühl. Ich sitze in meinem Packraft, schaue aus einer kleinen Lagune heraus den anderen beim Spiel in den Wellen zu und bin einfach nur hier. Seltsam: Obwohl es so lange her ist, kann ich genau dieses Gefühl noch immer spüren, während ich diese Zeilen gerade Monate später tippe.

Packrafts im Dschungel der Koritnica © Cora Berger | Green Shaped Heart

Im Dschungel der Koritnica

Einen Tag wandern wir vom Campingplatz aus die Koritnica aufwärts, um die Boote schließlich zwischen riesigen Kalksteinfelsen zu Wasser zu lassen. Auf uns wartet an diesem Tag ein Abenteuer der besonderen Art. Nicht umsonst wird die Koritnica auch die “kleine, bissige Schwester der Soča” genannt. Wilde Stellen erwarten uns, tief eingeschnittene Canyons und ganz verzauberte Dschungelstellen mit ganz eigener Atmosphäre. Es ist fantastisch und wunderschön, wir kommen aus dem Staunen gar nicht mehr raus. An diesem Morgen regnet es leicht, irgenwie gibt das dem Fluss noch mal eine ganz eigene Atmosphäre. Gleichzeitig fordert mich die Koritinica, sie ist tatsächlich ziemlich wild und lehrt mich an diesem Tag einiges. Über Wildwasser, über mein Boot, vor allem auch viel über mich und meine Fähigkeiten und Grenzen, die deutlich weiter sind als ich dachte.

Wer sich einen kleinen Eindruck vom Wildwasser-Packrafting in der Koritnica verschaffen möchte, schaut einfach mal in das Video zum ersten K-RUN von Land Water Adventures, Fun Kajaks und dem Kanu Magazin im Jahr 2015 auf Youtube rein. Anderthalb Minuten Wildwasser-Action pur!

Packrafting in der Koritnica © Cora Berger | Green Shaped Heart
Der “Dschungel” der Koritnica

Mein Fazit

Vorweg: Jeder einzelne Tag des Wildwasser-Kurses an der Soča hätte eine eigene Geschichte verdient, wirklich. Zuletzt habe ich – gefühlt – so viel an nur einem Tag auf Island 2015 erlebt, auch wenn das Erlebnis an der Soča kaum vergleichbar ist. Das würde den Rahmen sprengen und außerdem ja vielleicht auch allen, die noch mit Land Water Adventures an die Soča fahren wollen, die Neugier nehmen. Ich kann nur sagen: Jeder Tag ist besonders, anders, abwechslungsreich und entspannend und fordernd zugleich.

Es war für mich eine wirklich schöne Woche. Körperlich anstrengend, voller Abwechslung und neuen Erlebnissen. Eine Woche mit Lektionen über mich selber und Erkenntnissen darüber, wie schnell eine Truppe sich völlig unbekannter Menschen zu einer tollen Gruppe zusammenwachsen kann. Danke für die tolle Woche und den wunderbaren Kurs an unsere beiden Guides Sebastian und Andi.

Cora beim Packrafting in der Soca © Land Water Adventures
Mitten in der Action. Foto: © Land Water Adventures

Ist das Wildwasser denn nun mein Element?

Ja und nein… 😉 In dieser intensiven Woche habe ich das spritzende Wasser lieben gelernt, gleichzeitig aber auch Momente der Unsicherheit gehabt, wenn ich mich in meinem kleinen Packraft mal wieder wie der Spielball der Wellen gefühlt habe. Mit jedem passgenauen “Einparken” in ein kleines Kehrwasser, meist begleitet von einem enthusiastischem Kommentar einer der Guides, oder einer ersten Durchfahrt einer kniffeligen Stelle ohne Kentern wächst das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten mehr und mehr. Ein schönes Gefühl. Für mich gilt daher, wie auch schon beim Mountainbiken, “ballern” lernen und darauf vertrauen, dass meine Grenzen viel weiter sind als ich manchmal denke. Wie so oft, gell?

Und last but not least: Die Soča ist ein Traumziel für Outdoorfans, egal ob für das Paddeln im Wildwasser, zum Wandern oder Montainbiken. Die tiefen Täler, die kalkweißen Julischen Alpen, die unendlichen Möglichkeiten. Für mich steht  fest: Ich komme wieder!

Disclaimer: Ich habe meine Teilnahme und alle Kosten rund um diesen Urlaub selber bezahlt und schreibe diesen Beitrag, weil ich meine Erfahrungen und Erlebnisse mit euch teilen möchte.

10 Kommentare zu “Wildwasser-Packrafting-Kurs an der Soča

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